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"Epstein´s Nacht" oder "Hollywood in Neuottakring"

03.04.2001

Was macht der halbe Kirchenchor bei Sonnenschein milden 17° C Anfang April in Pelz und Wintermänteln vor der Kirche am Familienplatz?? Richtig: er erholt sich von den anstrengenden Dreharbeiten für die Fernseh-Kinoproduktion "Epstein´s Nacht", die fast während der ganzen Fastenzeit in unserer Pfarrkirche stattfanden.

Die Vorgeschichte:

Dreharbeiten in einer Kirche - wie kommt´s denn zu so etwas? Nun, das ist schnell erzählt. Schon im Herbst war einer Produktionsfirma auf der Suche nach einem Außendreh unsere große Backsteinkirche an einer Wiener Hauptverkehrsader aufgefallen, man einigte sich über Zeitpunkt und Bedingungen, auch mit der Erzdiözese - und schon brach Hollywood über Neuottakring herein!

Der Aufwand war enorm und übertraf bald unsere kühnsten Erwartungen: damit von der Tageszeit völlig unabhängig gedreht werden konnte, mussten einerseits die hohen Fenster von außen mit Planen über Gerüsten abgedeckt werden, andererseits Scheinwerfer auf schweren Kranwägen von außen in Position gebracht werden.

Auch die inneren Einbauten waren gigantisch: Scheinwerfergerüste, Reflektoren, technische Ausrüstung, weihnachtlicher Schmuck samt Christbaum an dominierender Stelle und unsere Krippe - und das alles mitten in der Fastenzeit!!

Fastenprediger Kan. Franz Merschl predigte vom Altar aus neben einem glitzernd geschmückten Christbaum!

Die Geschichte:

Die Brüder Adam und Karl Rose sowie ihr Freund Jochen Epstein, jüdische KZ Überlebende, begleiten die kleine Tochter ihrer Haushälterin und erkennen im Zelebranten der Mitternachtsmette des Jahres 1985 ihren Peiniger aus KZ Tagen wieder. Der ehemalige Hauptsturmbandführer Giesser hat nach dem Krieg die Identität eines Geistlichen namens Groll angenommen, der im KZ getötet worden war. In der Folge erschießt Epstein den vermeintlichen Geistlichen und muss dafür 15 Jahre ins Gefängnis.

Die Schauspieler:

Dieses Buch überzeugte dermaßen, dass auch - trotz Umbesetzungen - eine Weltstarbesetzung für diese Produktion gewonnen werden konnte: Mario Adorf, der es zwar satt hat, immer "als der Paradebösewicht zu gelten", konnte dennoch für die Rolle des Mörders Epstein gewonnen werden. Der Burgschauspieler und Ifflandringträger Bruno Ganz gab den Adam Rose und "unser" Otto Tausig seinen Bruder im Film, Karl. Die zwielichtige Gestalt des ehemaligen Hauptsturmbandführers im Messgewand übernahm der überaus sympathische Günter Lamprecht, der vor einem Jahr erst selbst bei einem Schussattentat schwer verletzt worden war. Die französische Schauspielerin Annie Girardot spielt die Rolle der Hannah, einer Jugendfreundin der drei und die große Liebe von Adam. Sie kommt aber erst bei der nächsten Station der Dreharbeiten in Berlin zum Einsatz. Der Schweizer Regisseur Urs Egger, der in Wien schon Josef Haslingers Thriller "Opernball" inszeniert hatte, führte Regie.

Schmankerln am Rande:

Die wirklichen Stars bilden natürlich nur den kleinsten Teil des Sets, der Leute, die bei einer solchen Produktion beschäftigt sind. Lang bevor noch irgend eine Berühmtheit in einen der Wohnwägen - für die Drehpausen - einzog, war da ein Heer von Leuten. Die Produktionleiterin Frau Schmatz und ihre Assistenten nahmen im Pfarrhof fast Quartier. Beleuchtungstechniker und ihre Assistenten, Bühnenarbeiter und Wachmannschaft fühlten sich während der Aufbauten auch an so manchem Sonntag im Pfarrcafè und beim Familienfastenessen pudelwohl.

Bis zu den Szenen mit den vielen Statisten an den letzten beiden Drehtagen, bei denen sich über eine Agentur eben auch unsere Pfarrangehörigen melden konnten, waren die Dreharbeiten auch für uns recht unzugänglich. Da erfüllte mich schon der Anblick von Mario Adorfs in der nächtlichen Kirche vergessenen Schlapphut mit Verzücken, da freute ich mich unbändig über ein Stück von Bruno Ganz´Geburtstagstorte, der während des Drehs seinen 60. Geburtstag feierte und von uns anonym durch Frau Schmatz eine Rose bekam. Wie freuten wir uns, Herrn Adorf einen Kopfpolster für den Mittagsschlaf in seinem Wohnwagen organisieren zu können! Und dann kam er: der große Tag, Dienstag vor dem Palmsonntag, an dem alle Geheimhaltung aufgehoben war, an dem sich die Statisten tummelten, die Journalisten einfielen, der ORF für "Wien-heute" und die "Seitenblicke" mit zwei Teams anrückte und ich während der Proben endlich Photos machen durfte: vom Adorf, vom Ganz und wie Lisbeth Rathmayer die liturgische Beratung der Regie für Herrn Lamprecht übernahm...

Mittwoch war dann Drehschluss in Wien, letzte Interviews, das Set feierte im Zelt vor der Kirche. Donnerstag, Freitag: Aufräumungsarbeiten - Freitag: Kreuzweg in der Kirche - ohne Christbaum und Krippe. Epsteins Rache soll Weihnachten 2001 in die Kinos kommen. Wir feiern Ostern und schließen ein - hoffentlich auch für Sie interessantes Kapitel in unserer Pfarrchronik.

Text und Photos: Ursula Meißl

Gottesdienstzeiten

Täglich um 18:30 Uhr

Samstag und vor Feiertagen: 18:30 Uhr Vorabendmesse

Sonn- und Feiertag: 09:30 und 18:30 Uhr

Jeden Sonntag 12:00 Messe nach byzantinischem Ritus

Beichtgelegenheit: Sonntag vor der 9:30 Messe, Donnerstag 19:00 bis 19:30 Uhr

Rosenkranz: täglich 17:45 Uhr

Eucharistische Anbetung: Donnerstag 19:00 – 19:30 Uhr

© Pfarre Neuottakring

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