Friedhofgang 2025. Wir gedenken unseren Verstorbenen
„„Alles hat seine Zeit“, sagt der Prediger Kohelet.
„Geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit; klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit.“
Diese Worte sind alt – und doch klingen sie wie für uns heute geschrieben.
Sie erinnern uns daran, dass das Leben nicht in unserer Hand liegt.
Es ist ein Geschenk – schön und zerbrechlich zugleich.
Und in diesem Geschenk liegt eine Ordnung, die größer ist als wir selbst.
Gott hat allem seine Zeit gegeben.
Heute stehen wir hier und denken an Menschen, die nicht mehr bei uns sind.
Wir spüren die Lücke, die sie hinterlassen haben.
Vielleicht hören wir noch ihre Stimmen, sehen ihr Lächeln vor uns, spüren die Wärme ihrer Nähe – und zugleich den Schmerz ihres Fehlens.
Ja, das Weinen hat seine Zeit.
Und diese Zeit darf sein.
Trauer ist kein Mangel an Glauben, sondern Ausdruck der Liebe.
Denn nur wer geliebt hat, kann wirklich trauern.
Kohelet erinnert uns aber auch daran:
So wie es Zeiten der Tränen gibt, gibt es auch Zeiten der Dankbarkeit.
Wir dürfen dankbar zurückschauen – auf alles, was war:
Auf gemeinsame Wege, auf Lachen und Streit, auf das, was uns geprägt und beschenkt hat.
Diese Dankbarkeit trägt die Erinnerung – und sie lässt uns weiterleben.
„Alles hat seine Zeit“ heißt nicht, dass alles gleichgültig wäre.
Es heißt: Gott hält die Zeit in seinen Händen.
Auch die Zeit des Abschieds. Auch die Zeit der Stille.
Was uns entgleitet, bleibt bei Ihm aufgehoben.
Unser Leben, und das Leben derer, die wir betrauern, ist nicht verloren –
sondern geborgen in Gottes Ewigkeit.
Darum dürfen wir glauben:
Was jetzt wie Ende aussieht, ist in Wahrheit Übergang.
Was uns trennt, ist Zeit.
Was uns verbindet, ist Liebe – und die bleibt.
In Gott finden Anfang und Ende ihren Sinn.
So wollen wir in dieser Stunde still werden.
Danken für das, was war.
Loslassen, was wir nicht festhalten können.
Und hoffen auf das, was Gott bereithält – für uns und für die, die uns vorausgegangen sind.“
