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Altpfarrer Rudolf Hanzl verstorben

Freitag, 14. August 2020

Unser Altpfarrer Rudolf Hanzl ist am 14. August 2020 gegen 22 Uhr vom Herrn zu sich gerufen worden. Vor zwei Monaten konnte er noch seinen 90. Geburtstag feiern.

Das Requiem wird am Montag, 31. August um 12:00 Uhr, in der Pfarrkirche Neuottakring gefeiert, danach findet am Ottakringer Friedhof das Begräbnis statt. (Parte Rudolf Hanzl)

Am Freitag, 11. September, 18:30 Uhr, wird die Seelenmesse in der Pfarrkirche gefeiert.

Fotos: Uschi Meißl

Zu seinem Pensionsantritt im Sommer 2001 hat Altpfarrer Hanzl eine Rückschau verfasst. Diese beschreibt sein Wirken in Neuottakring so treffend, dass wir sie nochmals veröffentlichen.

Meine Gedanken

10 Jahre Kaplan und 29 Jahre Pfarrer hier in Neuottakring. Nun ist die Zeit gekommen, alles in jüngere Hände zu übergeben, bevor ich mehr Hindernis als Hilfe bin. Und so schreibe ich "Meine Gedanken" zum letzten Mal.

Es soll eine Art Rückschau sein über diese 39 Jahre in dieser Pfarre. Der Bischof hat mich 1959 nach Neuottakring gerufen, weil ihm meine Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen in Marchegg gut gefallen hat. Hier in Neuottakring gab es damals ca. 20.000 Katholiken. Es kamen laut Chronik ca. 120 schulpflichtige Kinder in die Seelsorgestunden. Jugendliche, die sich zur Pfarrjugend rechneten, waren ca. 60 da und auch zwei große Pfadfindergruppen gab und gibt es. Es war und ist ein Vergnügen mit ihnen zu sein. - Grund genug, einen eigenen Jugendkaplan zu bekommen. Zum Grundprogramm dieser Jugend gehörte: Beten, Sonntagsmesse, Gutes tun, Gemeinschaft halten. Natürlich gab es noch verschiedene Aktivitäten, wie z.B. Ausflüge, Ferienlager, Theater spielen, Tanzveranstaltungen, usw. Es war ein reges Leben. Die wöchentlichen Heim- oder Glaubensstunden dauerten oft bis Mitternacht. Vormittags war ich in der Schule und unterrichtete Religion mit den modernsten Methoden. Anfangs hatte ich alle Klassen in der Volksschule Grubergasse, dann wechselte ich in die Hauptschulen Abelegasse und Koppstraße, später kam ich in die Berufsschule und Höhere Bildungslehranstalt für Bekleidungsgewerbe in der Herbststraße.

Vormittags und nachmittags in der Schule, abends bis in die Nacht hinein bei der Pfarrjugend, Wochenende Pfarrdienst, …. Wie ich das zeitlich geschafft habe, wundere ich mich heute noch. Aber es war eine schöne Zeit. Oft war ich müde - aber glücklich! In den 60er-Jahren kam auch die Bewegung der Katholischen Arbeiterjugend zu uns nach Österreich. Das war eine Begeisterung! Die Massen der Jugendlichen drängten sich dazu. Die Kirche hat ein Herz für die arbeitende Jugend! - Und sie arbeiteten gut.

Ein Grundsatz: Sehen - Urteilen - Handeln. Da geschah so manches in den Betrieben und in der Kirche. In dieser Zeit war auch das 2. Vatikanische Konzil. Wir haben es sehr aufmerksam verfolgt. Viel Hoffnung, neuer Aufschwung und nicht wenig Bewegung gab es da. Wenn ein Pfarrforum war, spürte man es sehr deutlich. Es gab "Konservative" und "in Bewegung Begriffene". 1968/69 war der Höhepunkt meiner Schulzeit. Ich war öfter in der Woche von 7.30 bis 17.00 Uhr in der Berufsschule. Da meinte der Schulbischof, ich wäre freier für die Schule, wenn ich die soeben frei gewordene Pfarre Maria Namen als Pfarrer übernehmen würde, er gäbe mir zwei Kapläne dazu. Das habe ich angenommen. Diese Zeit in Maria Namen war sehr abwechslungsreich. Es gab eine gute Zusammenarbeit mit allen - auch mit der großen Pfadfindergruppe - und Großplanung für ein neues Pfarrzentrum mit Kirche.

April 1972: Da fiel die Entscheidung meines Lebens! Die Pfarre Neuottakring wurde ausgeschrieben. Ich spürte: Dort gehöre ich hin. Ich fühlte mich gerufen und reichte ein. Monate hat es gedauert, dann bekam ich die Pfarre. Das Erste, was ich die Neuottakringer erfahren lassen wollte, war: Dass ich sie mag!! Und dass ein echter Christ viel glücklicher ist. Diese Botschaft wurde zwar zögernd, aber mit viel guter Hoffnung aufgenommen. Hatten sie doch in der letzten Zeit viel Trauriges erlebt.

Doch jetzt kamen sie wieder, und es entstanden viele Gruppen und Gemeinschaften und sehr viele Aktivitäten. Eines wurde dabei immer deutlicher, je aktiver die Gruppe wurde: Sie sahen nur sich selbst und das Gelingen ihres Vorhabens. Darum war mein Bestreben, auf die Einheit, das Miteinander immer wieder hinzuweisen. Ist doch der gemeinsame Grund unseres Handelns Jesus Christus. ER ist der Weg für uns, ER verweist uns nicht nur auf die Wahrheit, ER ist Wahrheit und das Leben und führt uns zur Vollendung des Lebens in Fülle. Wir wollen einander helfen, zueinander und zu Christus zu finden. Maria zeigt hin auf Christus und ebenso die Kirche. Diese Wirklichkeit wollte ich alle Gruppen und Gemeinschaften erleben lassen. Manchmal gab es Augenblicke, wo das gelungen ist. So z.B. wenn bei ein- und derselben Festmesse der Kirchenchor, die Jugendband, die Orff-Gruppe und das Kirchenvolk mitwirkten. Oder: Jugend und Senioren basteln miteinander für einen guten Zweck. Oder: Die einzelnen Gruppen melden es in der Pfarrkanzlei, wenn sie einen Raum brauchen, damit rechtzeitig ein Miteinander, nicht nur ein Nebeneinander, möglich sein kann, usw.

Es gibt nichts Schöneres als in solchen Gemeinschaften Seelsorger im tiefsten Sinn dieses Wortes sein zu dürfen. So gingen die Jahre dahin. Wenn es anfangs hieß: "Pfarrer, mach’, was du dir vorstellst!", dann ist es jetzt ganz anders: Jeder im Pfarrgemeinderat und alle anderen Mitarbeiter wissen um ihren Aufgabenbereich und tun das auch. Der alte Pfarrer, der halt immer schwächer wird, sieht wohlwollend, manchmal leidend, die Früchte dieser Arbeit. So darf ich in Gottvertrauen und in Frieden diese Arbeit in jüngere Hände legen.

Gott segne Euch
Euer alter Pfarrer Rudolf Hanzl in Liebe und Dankbarkeit

Stellvertretend für viele Freunde hat Anna Moik-Stötzer eine persönliche Rückblende auf ihn verfasst, die wir veröffentlichen dürfen.

„Macht euch Gedanken über das ewige Leben - ich sag euch: Es ist anders!“
Das ist ein Zitat von Rudolf Hanzl, ein Ausschnitt aus einer Predigt, der sich in mein Bewusstsein tief eingebrannt hat.

Lieber Lyubomyr, liebe Pfarrgeschwister –
diese Anrede scheint mir passend, weil unser Altpfarrer nicht nur mein „Vater“ war, sondern der Vater aller Neuottakringer, wenn sie es wollten. Ich habe es nur mit meiner angeborenen „Frechheit“ auch ausgesprochen, er hat es als Altpfarrer gern angenommen.
Unser „Papa“ war „Überzeugungstäter“ als Priester, als Seelsorger, als Pfarrer. Er war ein Kriegskind. Ein durch die Umstände erzwungener Umzug vom Burgenland nach Wien, die materielle Not aller Menschen, die Angst der Mutter, der Anblick von Gewalt, Not und Tod haben neben seiner ureigenen Begabung und Berufung sicher auch dazu beigetragen, dass es für ihn zum Priestertum keine Alternative gab. Bei Gott fühlte er sich sicher, nur von Jesus wollte er sich führen lassen. Darin ist er Zeit seines Lebens gewachsen. Dieses innere Wachstum, gepaart mit einfacher Bescheidenheit, theologischem Wissens- und Erfahrungsdurst, großzügiger Menschenliebe und dem Bedürfnis sich zu verschenken, hielt bis ins hohe Alter an. Es gab nichts, worüber man mit ihm nicht hätte reden können. Er hörte zu, mit Ernsthaftigkeit und Humor. Und so fielen auch seine vielschichtigen Antworten aus, die aber immer mit einer Konsequenz endeten –
„frag dich, was Jesus an deiner Stelle tun würde ? und dann mach genau das!“

Und so wurde er nicht müde uns alle zu trösten, uns aufzurichten, mit uns zu lachen und zu weinen. Dieser Seelsorgeraum hat ihm während seiner letzten Lebensphase im Haus der Barmherzigkeit sehr gefehlt. Dass er sich als Seelsorger nicht mehr gebraucht fühlte, das war seine tiefe Wunde. Sein letzter geliebter Seelsorgeraum war das Gasthaus, wo er sein Mittagessen einnahm und mit anderen Altersgenossen sprechen konnte, zu ihrem Seelsorger wurde ohne nach ihrer Kirchenzugehörigkeit zu fragen.

Seine lange Tätigkeit und Wirksamkeit als Pfarrer von Neuottakring hat er mit unserem verstorbenen Kaplan Franz Xaver Zach geteilt. Unterschiedlicher hätten zwei Priester an einem Ort kaum sein können. Sie waren keine Freunde, aber sie hatten großen Respekt voreinander. Jeder hatte seinen Platz und seinen eigenen Wirkungskreis. Knapp vor „Xaverls“ Tod hatten sie noch einmal Gelegenheit zu einer engen Begegnung und einem guten Gespräch. Danach waren sie plötzlich Freunde geworden. Papa Hanzl hat mir oft gesagt, dass Xaverl ihm fehle.

Mein junges Christin-Sein haben beide geprägt, jeder aus seinem Wirkungskreis heraus. Als ich noch sehr jung war, hat uns der Pfarrer Hanzl gebeten, beim Eintreten in die Kirchenbank nicht sofort den Eckplatz zu wählen, sondern in die Mitte zu rücken, damit Nachkommende keine Scheu haben sollten sich dazuzusetzen. Dieses Prinzip hat sich tief in mir verankert, nicht nur vor Kirchenbänken.

„Leute, geht’s beichten, dann braucht’s keinen Psychiater!“, auch dieses Zitat hat sich mir eingebrannt. Ich bin sicher, dass ihr alle, meine Pfarrgeschwister, ähnliche Zitate beitragen könnt.

Ich bin so unsagbar dankbar, dass ich aus dem reichen Brunnen dieser Priesterseele so lange und so intensiv schöpfen durfte.
Mein Gefühl sagt mir, dass wir jetzt alle einen Fürsprecher für uns im Himmel haben. Papa Hanzl hat innig an Schutzengel geglaubt. Wir Neuottakringer haben jetzt einen gemeinsamen Schutzengel.

Anna Moik-Stötzer

Gottesdienstzeiten

Täglich um 18:30 Uhr

Samstag und vor Feiertagen: 18:30 Uhr Vorabendmesse

Sonn- und Feiertag: 09:30 und 18:30 Uhr

Jeden Sonntag 12:00 Messe nach byzantinischem Ritus

Beichtgelegenheit: Sonntag vor der 9:30 Messe, Donnerstag 19:00 bis 19:30 Uhr

Rosenkranz: täglich 17:45 Uhr

Eucharistische Anbetung: Donnerstag 19:00 – 19:30 Uhr

© Pfarre Neuottakring

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